Beschreibung
A Loveletter: “Hut ab, Tidal Sleep – euer neues Album ist eine ziemlich geile Sache geworden. Ich neige dazu I.N.T.E.R.N.A.T.I.O.N.A.L. zu rufen – ich weiß, Ihr mögt das nicht, aber ich mach’s trotzdem. Hier klingt alles erwachsen und mit Siebenmeilenstiefeln in die Zukunft geschritten. Ich fand euch immer schon super, auch die Shoegaze- E.P. “Four Songs”, die mehr Indie als Hardcore war – da bin ich auch Popper! – aber “Vorstellungskraft” macht mich glücklich. Ab Song 2 bin ich in Eurer Tasche, immer dabei. Das ist eventuell euer treibendster Song, ein wahrer Hit.
Die Umstellung von alter Einmann-Gitarre zu den neuen 2 Männern und das letzte Jahr haben euch offensichtlich zu einer harmonischen neuen Kraft verholfen. Die elf neuen Songs sind nicht nur wie schon oben angesprochen irgendwie reifer, sie sind vor allem definitiv das Stärkste und Abwechslungsreichste was ihr alten Racker je geschrieben habt. Ich entdecke ganz neue Seiten und Pop-Momente neben den typischen Trademark Delay-Gitarren, dem typischen treibenden Drums und Rons kehliger Stimme. Die von Herrn Neumann schon mal so schön angesprochene “übergroße klagende Balalaika” ist immer noch da, aber mittlerweile fast klagender, verzweifelter und aggressiver als je zuvor. Beide Gitarren ergänzen sich vorzüglich und tragen Traurigkeit, Wut und Schönheit perfekt durch alle Stücke.
Ihr findet sogar die Zeit neben all dem Getöse und den definitiv härtesten Tidal Sleep-Momenten ever, Songs einzustreuen, die durch ihre Fragilität und Traurigkeit eine tiefe Verbeugung vor meinen Emo-Helden der 90er sein könnte – hier geht es um Song 6,einer Instrumental-Nummer, die Mineral nicht hätten besser machen können – und jeder weiß, “The Power of Failing” ist die V2 unter den Schmacht-Lappen. Da muss man erstmal hinbekommen, so eine Spannweite an Einflüssen zu seinem Eigenen zu machen, ohne angestrengt zu wirken. Chapeau! Alles fließt hier, alles verändert sich, ohne seine Charakter zu verlieren – stellenweise wird der Gesang auch melodisch (Song 9) ohne schmierig zu werden, um ein paar Sekunden später wieder kräftig zu kehlen. Im Generellen werdet ihr zum Ende der Platte versöhnlicher, fast zahmer um dann bei Nummer 11 ein sechseinhalb Minuten Teil von der Leine zu lassen, welches die kurzen zuvor fast poppigen Momente mit euren typischen Endlos- Steigerungen und Gitarren-Duellen zu kombinieren.
Auch hier muss ich sagen, der Schluss wäre von The Gloria Record nicht besser gemacht worden. Im Großen und Ganzen kann man progressiven Postrock mit Hardcore wahrscheinlich nicht besser und Zerbrechlich- und Angepisstheit nicht charmanter kombinieren. Ich bin Fan!”